Dresden im November 2005 - Dienstäglicher Kulturschock

Wieder einmal November, wieder einmal relativ schlechtes Wetter, und wieder einmal ein Besuch in Dresden. Eigentlich würde ich mich dort auch öfter wohlfühlen, aber irgendwie schaffe ich es maximal zwei mal im Jahr.

Der 80. Geburtstag meiner Oma und ihr vorhergegangener Umzug in eine andere Wohnung und damit noch verbundene Nacharbeiten hielten uns die vier Tage, die wir in der Stadt waren, mehr oder weniger auf Trab.

Um nicht, wie es mein Talent ist, im Weg herumzustehen nutzte ich den Dienstag unseres Aufenthaltes dazu, mich in der Innenstadt Dresdens einmal genauer umzusehen. Schließlich hatte die Frauenkirche endlich ihre Pforten geöffnet und diese endlich einmal fertig zu betrachten hatte mich schon eine ganze Weile in Vorfreude versetzt.

So entwickelte sich der Dienstag zu einem wahren Kulturschock für mich. Ich bin ganz ehrlich, das reicht erst mal für eine ganze Weile!



Zuerst ging es in die Frauenkirche. Da der Bereich der Gottesdienste gerade für eine Andacht gesperrt war, konnte ich dort noch nicht hinein. Ich entschloss mich also zuerst für den Aufstieg in die Kuppel.

Mit meiner nicht vorhandenen Kondition ging es zwar nicht so ganz so schnell, doch im Endeffekt ist selbst der Aufstieg in der Kuppel schon was interessantes, denn man sieht immer wieder durch die Seitenfenster des runden Aufstieges hinunter in die Kirche. Die Konstruktion ist sehr interessant gestaltet, doch sollten große Leute hier öfter mal auf ihren Kopf aufpassen!

Der Aufstieg gestaltete sich größtenteils als Rampe, nur wenige Stufen sind vorhanden.  Ein Stück bis zur ersten Plattform fährt man mit dem Aufzug. Die 5 Euro für die Stiftung der Kirche (8 Euro normal) habe ich gerne dazugegeben.

Auf der Kuppel angekommen weisen Schilder darauf hin, dass man sich dort nicht länger als 15 Minuten aufhalten sollte. Naja, dachte ich mir, wenn es denn sein muss, dann schmeißen sie mich halt wieder raus. Aber so weit kam es gar nicht. Ich hatte genug Zeit, den Ausblick trotz des miesen Wetters zu genießen und konnte eine ganze Reihe Bilder machen.

   

       

Ein wunderschöner Ausblick über Dresden und die Elbe belohnten für den anstrengenden Aufstieg.

   

Nachdem der Abstieg geglückt war konnte ich endlich in den Innenraum der Frauenkirche. Zwar musste ich zehn Minuten warten, doch das nahm ich gerne in Kauf. Schließlich habe ich schon seit Beginn des Baubeginns das eine oder andere Jahr mal schauen können, wie weit man schon ist. Im Prinzip habe ich die Kirche ab und an wachsen sehen und das war sehr interessant. Am spannendsten waren damals die Sortierarbeiten anzusehen. In der Kirche sind alte originale Steine integriert worden, die man damals zu Anfang katalogisierte und bereitlegte, wo sie denn hingehören würden.

Zwar stand überall in der Frauenkirche und im Eingangsbereich, dass Fotografieren verboten sei. Doch irgendwie hielt sich da nicht einer dran, und so hatte ich das auch nicht nötig. Sonst wären mir ja die schönen Bilder hier nicht gelungen!

Meine Oma hat ein wunderschönes Bild der Frauenkirche, das noch von früher stammt. Leider war sie nach der Neueröffnung noch nicht hin gekommen, aber ich hoffe, dass ich sie bald fragen kann, wie ihr das neue Bauwerk gefällt. Bleibt also abzuwarten... und ich bin gespannt!

Am Fürstenzug und den Brül'schen Terassen vorbei ging es dann weiter zur Semperoper.

   

Dort wollte ich auch schon immer mal rein, dachte ich mir da so. Und tatsächlich hatte ich das Glück, eine Führung zu erwischen. Ich schloss mich also an und bekam so die Gelegenheit, endlich mal das Opernhaus aus der Werbung in Natura zu sehen. Nun, natürlich wirkt es in der Werbung noch viel prunkvoller als normal, aber das macht ja schließlich die Werbung aus. Und Radeberger tut das sicher auch ganz gut.

       

Die Führung war sehr interessant gestaltet und ich konnte vieles über dieses Bauwerk erfahren, was ich so wohl nie selbst irgendwo gelesen hätte. Nun gut, ich würde jetzt vielleicht doch noch mal nachlesen wollen, aber dafür werde ich mir Zeit lassen.

Die Semperoper die heute in Dresden steht ist schon die dritte. Früher war das natürlich noch keine "Semper"-Oper, doch ein Operngebäude war es auch früher schon. Es wurde Theater und Oper aufgeführt, zuerst mit Kerzen, später mit Gaslampen. Beim Verlegen von neuen Gasleitungen wollten schlaue Techniker dann den Gasgeruch mit Räucherstäbchen übertünchen... da gab es dann natürlich einen riesigen Knall und das Gebäude fackelte ab. Tja, dumm gelaufen!

Irgendwie kam dann auch eine Revolution dazwischen, und man beauftragte einen Herrn Peter Semper damit, eine neue Oper aufzubauen. Da dieser nette Herr Semper jedoch in der Revolution eine Rolle gespielt haben muss, die manchen nicht so gut gefiel, musste er abtauchen. Die Oper wurde dann von einem Bruder des Herrn Semper nach seinen Wunschvorstellungen weitergebaut.

Im zweiten Weltkrieg wurde die Oper dann erneut so gut wie zerstört. Sie konnte nach Einsicht von Briefkontakt zwischen der Familie Semper und vielen alten Aufzeichnungen originalgetreu neu aufgebaut werden. Hilfreich war auch, dass die Seite der Oper, die am Zwinger stand, nicht gänzlich zerstört wurde. Dort konnte man auch noch viel abgucken. Doch lediglich zwei oder drei Säulen haben die ganz alte Oper überlebt.

Bemerkenswert ist, dass Semper damals besonderen Wert darauf legte, einen Aufbau zu gestalten, der von Etage zu Etage bzw. von Etappe zu Etappe eine Steigerung zeigte. Also ist das  Foyer  relativ schlicht, der Zuschauerraum sehr ansprechend und die Vesetibüle äußerst beeindruckend angelegt. Eine Steigerung von Eingang bis Aufenthalt, von Anfang bis Ende. Das hat Semper sehr schön hingekriegt muss ich sagen.

Die obersten Reihen waren ganz früher Stehplätze für das "niedere Volk". Auf den großen Balkons war der Platz für König, Hofstaat, Wachen und Staatsgäste.
Der Kronleuchter hat fast 300 Lichter und wird nur ein mal im Jahr gewartet, da es sehr aufwendig ist, diese riesige Lampe herunterzulassen.

Im Lager der zerstörten Semperoper konnten viele Lampen und sonstige Gegenstände gefunden und wiederhergestellt oder neu erbaut werden. Der Maßstab entspricht noch der ersten Oper, also ist das Gebäude hauptsächlich für kleine Menschen gut geeignet.
Der Zuschauerraum hat eine besondere Akustik. Man glaubt gar nicht, wie viele kleine Details für diese Akustik sorgen. Zum Beispiel die Muschelform an den Balkonen tragen einen großen Teil dazu bei.

Mit die erste digitale fünf-minuten-Uhr, hier jedoch eine Nachbildung der Pausenuhr. Das Original steht im Dresdener Zwinger.
Der Orchestergraben bietet viel Platz für viele Musiker.

Davor die Bühne mit 1.400 Quadratmetern, 50 Aufzügen und über 130 Bühnenarbeitern. Wahnsinn!

    

    

    

Wie schon erwähnt, ist der Aufenthaltsbereich der schönste von allen. Prachtvolle Säulen, Wand- und Deckenmalereien und dadurch, dass alles so hergestellt wurde, wie es einst erbaut worden war, erlebt man das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen.

Hier stehen auch auf der Seite des Zwingers die beiden Säulen, welche noch erhalten werden konnten.

In der Oper waren schon viele Berühmtheiten. Zum Hochwasser allerdings mussten 96 Aufführungen ausfallen, sodass die Oper einige Millionen Euro einbüßen musste. Doch es konnte alles wieder hergestellt werden.

Die Wand- und Deckenmalereien mussten erneuert werden, aber auch hier hielt man sich an frühere Vorgaben. Sie präsentieren Zeichnungen und Figuren aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Mythen.

Es lohnt sich sicherlich, diese Führung von etwas mehr als einer Stunde einmal mitzumachen!

Vielleicht haben die Bilder ja Interesse geweckt? Ich empfehle hier noch einige Seiten, auf denen man sowohl Geschichte als auch Termine von Führungen einsehen kann. Das was ich hier wiedergab habe ich mir aus der Führung behalten, doch ob das alles so tausendprozentig stimmt weiß ich leider nicht so genau.


www.semperoper-dresden.de    www.frauenkirche-dresden.de    www.dresden.de